Fulda/Marburg (bpf). Die Beteiligung
und Anteilnahme der Gläubigen am Weihegottesdienst sei ein klares Zeugnis
dafür, dass das Volk Gottes Priester brauche, Priester wolle und für Priester
dankbar sei., betonte Bischof Heinz Josef Algermissen am Pfingstsamstag bei der
Priesterweihe von Diakon André Lemmer (Pfarrei St. Hubertus, Mardorf) im Hohen
Dom zu Fulda. „Tatsächlich können Priester in der Kirche durch nichts und
niemanden ersetzt werden, nur durch Priester.“ Der Oberhirte dankte den
anwesenden Gläubigen für ihr Zeugnis und bat sie darum, dafür Sorge zu tragen,
dass die Gemeinden vor Ort und die Familien „gläubig und lebendig und damit
fruchtbar für neue priesterliche Berufungen“ seien. Zu Beginn des
Gottesdienstes hatte der Bischof besonders auch die Familie des Neugeweihte
sowie den Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick begrüßt, der wie Lemmer aus
Mardorf stammt.
In seiner Predigt stellte Bischof Algermissen heraus, dass durch
die Weihe der Heilige Geist unauslöschlich das Bild Jesu Christi ins Herz eines
Menschen drücke. Die Priesterweihe sei ein „Prägemal“, dass der Geweihte zu
Christus gehöre, weshalb der Bischof bei der Weihe die Hände auflege und den
Kandidaten für Jesus Christus in Besitz nehme. „Danach darf niemand anderes
mehr die Hand auflegen, um Sie für sich in Beschlag zu nehmen. Sie sind ein für
alle Mal verschenkt – verbindlich und auf Dauer“, hob der Oberhirte hervor.
„Das Priestertum ist keinesfalls eine uns übertragene Vollmacht zu bestimmten
Funktionen, die geleistet werden, sondern macht vielmehr unsere Identität aus,
prägt bis in die letzte Faser unserer Existenz.“ Das Volk Gottes wolle die
Priester auch erkennen können, weil die Begegnung mit dem Priester Segen
bringe, und dies nicht etwa, weil diese so tüchtig seien, sondern weil Jesus
Christus es so gewollt habe. „Es ergreift mich immer wieder, wenn nach der
Priesterweihe die Menschen sich um die Neugeweihten versammeln, um durch die
Handauflegung der Neupriester den Primizsegen zu empfangen“, bekannte
Algermissen. Alle, denen in der Priesterweihe durch Handauflegung des Bischofs
das Bild des guten Hirten eingeprägt worden sei, zeigten sich als gute Hirten,
indem sie die Menschen segneten und heiligten. Sie seien unwiderruflich in den
Dienst am Volk Gottes gestellt.
So sei das Weihepriestertum dem gemeinsamen Priestertum der
Gläubigen zugeordnet und solle deren Verantwortung für das Leben der Kirche
fördern. Bei solcher Zuordnung dürfe es keinesfalls um Nivellierung der
priesterlichen Sendung gehen, betonte Bischof Algermissen. „Der Priester nimmt
eine besondere Verantwortung wahr, die er nicht abgeben kann und in der er
unersetzbar ist, es sei denn durch einen anderen Priester ersetzt wird.“ Er
diene den Gläubigen nicht dadurch besser, dass er in falsch verstandener die
unaufgebbare, in der Repräsentation Jesu Christi gründende Unterscheidung
zwischen Priester und Nicht-Priester einebne. „Anbiedern und einebnen darf
nicht unser Stil sein“, so der Bischof. Solche Unterscheidung habe mit
klerikaler Machtstellung nichts zu tun. Das ergebe sich schon daraus, dass die
erste und grundlegende Frage, die an einen Kandidaten gestellt werden müsse,
nur die Frage sein könne: „Bist du bereit, das Priesteramt als zuverlässiger
Mitarbeiter des Bischofs auszuüben und so unter der Führung des Heiligen
Geistes die Gemeinde des Herrn umsichtig zu leiten?“ Der kirchliche Dienst des
Priesters ist laut Bischof Algermissen nur möglich „unter der Führung des Heiligen
Geistes“. Der Priester sei folglich berufen, als „Werkzeug des Heiligen Geistes
zu Diensten zu sein“.
Im Mittelpunkt des Weihegebetes finde sich die inständige
Bitte um das Kommen des Heiligen Geistes in das Leben des Weihekandidaten,
damit er ganz im Auftrag des Geistes handeln könne, erläuterte der Bischof. So
werde dieser hingeführt zur tiefen theologischen Wahrheit, dass im Mittelpunkt
aller kirchlichen Liturgie und vor allem der Hl. Eucharistie die „Herabrufung
des Heiligen Geistes“ stehe. Algermissen verwies auf den unlösbaren
Zusammenhang zwischen der Verkündigung des Wortes Gottes und der Feier der
Sakramente, vor allem der Hl. Eucharistie, im Leben des Priesters. Es verstehe
sich von selbst, dass die Eucharistie im Wirken eines Priesters den zentralen
Platz einnehmen müsse und seine „eigentliche Lebensmitte“ ausmache. Das
priesterliche Leben gerate nur dann nicht zu einem belastenden Leerlauf, wenn
es im Gebet und der Feier der Hl. Eucharistie seine bergende Mitte finde.
Der große Theologe und Kardinal Hans Urs von Balthasar habe
einmal von sich bekannt, sein theologisch-literarisches Werk wolle nichts
anderes sein als ein „Johannesfinger, der auf Christus hinweist“. Auf Christus
hinzuweisen, darin liege nicht nur die Sendung der Theologie, sondern auch der
tiefere Sinn und die eigentliche Aufgabe der Kirche und ihrer Priester, „denn der
Gekreuzigte ist jenes Fundament, auf dem die Kirche auferbaut ist“. Auf den
Gekreuzigten und Auferstandenen als Herrn und Haupt der Kirche hinzuweisen,
dabei selbst zurückzutreten, um Christus durch die eigene Existenz transparent
zu machen, werde für den Neupriester ein ebenso spannendes wie tief erfüllendes
geistliches Abenteuer werden, hob Bischof Algermissen hervor. „Es wird umso
besser und eher gelingen, als Sie sich unter das Kreuz des Heilandes und
Erlösers begeben und damit auch den Zuspruch des Bischofs erfüllen, den er
Ihnen gleich bei der Überreichung von Brot und Wein gibt.“ Die Priester ließen
sich in den Dienst des gekreuzigten Herrn nehmen, der ihnen in den
Schwierigkeiten, die sie auf ihre Weise erführen, vorangegangen sei: scheinbare
Erfolglosigkeit, Ablehnung, „wenn wir uns zum Beispiel als Störenfriede zeigen
müssen in einer neuheidnischen Gesellschaft, deren Absprache und Konsens wir
nicht mitzutragen bereit sind“. Auch Enttäuschung, Allein-Gelassen-Werden,
Erfahrung der Gottesferne gehörten zu diesen Schwierigkeiten. Das Priestersein
beinhalte auch, die Kreuzeserfahrungen der ihnen anvertrauten Menschen
mitzutragen und vor Gott zu bringen. „Im Glauben setzen wir darauf, dass die
Kreuzeserfahrung nicht das Letzte ist. Das letzte Wort heißt Leben, Leben in
Fülle, in das all unser Tun, auch die Fragmente unseres priesterlichen
Bemühens, eingebracht und zur Vollendung geführt werden“, unterstrich Bischof
Algermissen.
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Redaktion: Christof Ohnesorge
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