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Bistum Fulda

Nachhaltigkeit

Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer vor dem Fuldaer Katholikenrat

Foto v.l.n.r.: Beate Müller, Seelsorgeamtsleiter Ordinariatsrat Thomas Renze, stellvertretende Vorsitzende Mechthild Struß, Thomas Ebert, Umweltbeauftragte Dr. Beatrice van Saan-Klein, Christoph Heigel, Bischof Heinz Josef Algermissen, Prof. Klaus Töpfer, Katholikenratsvorsitzender Steffen Flicker 
Foto v.l.n.r.: Beate Müller, Seelsorgeamtsleiter Ordinariatsrat Thomas Renze, stellvertretende Vorsitzende Mechthild Struß, Thomas Ebert, Umweltbeauftragte Dr. Beatrice van Saan-Klein, Christoph Heigel, Bischof Heinz Josef Algermissen, Prof. Klaus Töpfer, Katholikenratsvorsitzender Steffen Flicker

Fulda, Geisa, Hanau, Kassel, Marburg (mz). „ Nachhaltiges Wirtschaften“ und die „Bewahrung der Schöpfung“ waren das Thema des Vortrages von Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, Höxter, vor der Vollversammlung des Katholikenrates am Samstag, 10. März in Fulda.

Die Vollversammlung tagt zweimal im Jahr und hatte den ehemaligen Bundesumweltminister und jetzigen Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam als Gast eingeladen.


Nachhaltigkeit – ein kirchliches Thema
Einführend erläuterte Töpfer, dass die Nachhaltigkeit eine lange Tradition in kirchlichen Verlautbarungen habe, dass dabei die ökologische mit der sozialen Frage parallel entwickelt worden seien und dass Nachhaltigkeitsthemen oft auch in kirchlich - ökumenischer Zusammenarbeit entwickelt werden.
Herkunft des Begriffs
In Bezug auf den Begriff „Nachhaltigkeit“ erläuterte Töpfer, dass er erstmals unter August dem Starken von dessen Generalbergdirektor Hans Carl von Carlowitz in seinem 1713 geschriebenen Buch „Sylvicultura oeconomica" erwähnt worden sei. Dem Autor sei es damals um den Holzabbau gegangen, weil für den Stollenbau und die Weiterverarbeitung des damals geförderten Silbers große Mengen an Holz und Brennstoff gebraucht wurden. Mit seinen Überlegungen habe Hans Carl von Carlowitz erstmals die Konsequenzen des eigenen Tuns in der Zeit zum Thema gemacht.
Knappheit an Ressourcen
Auch heute gehe es um die Frage, welche Konsequenzen wirtschaftliches Verhalten habe und wie mit Knappheiten umgegangen werde. Gerade angesichts einer Weltbevölkerung, die sich der 9 Milliarden Grenze nähert, werde die Frage dringlich, wie friedliches Zusammenleben angesichts knapper Ressourcen in Zukunft möglich sein könne.
Leben im Risiko
Aufgrund des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts stelle sich zudem heute immer mehr die Frage, ob man das, was man tun kann, auch tun darf. Wenn der Mensch immer stärker in die Bausteine von Natur und Leben vordringe, werde damit zugleich drängender, dass er die Konsequenzen diesen Handelns kaum absehen und beeinflussen kann. Dass wissenschaftliches und technisches Handeln mit hoher Wahrscheinlichkeit negative Konsequenzen haben werde, sei ein zutiefst ethisches Problem. Es gebe heute, so Töpfer, kein risikoloses Handeln mehr.
Leben im Informationsparadoxon
Wenn man die Konsequenzen des Handelns für die Zukunft abschätzen wolle, müsse man zudem damit rechnen, dass wir in einem Informationsparadoxon leben. Leben sei nur so denkbar, dass wir unvollkommene Informationen haben.
Alternativlosigkeit
Weiterhin sei bei dem Nachdenken über Nachhaltigkeit zu beachten, dass offenbar Demokratie und Menschheit immer mehr dem Markt, der Technik und dem Finanzwesen untergeordnet sind. Dies betone auch Papst Franziskus, dass nicht der Mensch die Technik, sondern die Technik, der Markt den Menschen bestimmt. Dies gelte auch für den Konsum. Schlagworte wie „alternativlos“ bedeuteten ja, dass wir uns in einer Pfadabhängigkeit befinden. Das heißt, dass aufgrund vorangegangener Entscheidungsstrukturen Menschen ihren Handlungsspielraum verlieren. Wer alternativlos handele, sei nicht mehr frei.
Es tue sich die Frage auf, wie man denn in diese Zwänge hineingekommen ist und was zu tun ist, um sich von ihnen zu lösen. Papst Franziskus fordere deshalb zu Recht, dass es keine Technik ohne Ethik geben dürfe und dass technologische Prozesse sich nicht verselbständigen dürfen.
Nachhaltigkeit
In diesem Sinne bedeute Nachhaltigkeit und nachhaltiges Wirtschaften, sich der Konsequenzen seines heutigen Handelns sehr bewusst zu sein und dieses Wissen zur Grundlage des eigenen Handelns zu machen.
Gesellschaftlicher Umgang mit dem Irrtum
Mit dem Hinweis auf das Reaktorunglück in Fukushima wies Töpfer darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, sich zu irren und Entscheidungen zu treffen, die später geändert werden müssen, zum politischen Geschäft gehöre. Er forderte, den Umgang mit dem Irrtum zur Grundlage weiteren Handelns zu machen, weil die Wahrscheinlichkeit heute groß ist, dass wir uns irren.
Verantwortung von Wissenschaft und Forschung
Trotzdem komme Wissenschaft und Forschung die entscheidende Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft zu. Es gehe, so Töpfer, nicht um eine Kritik an der Gesellschaft, sondern um die Notwendigkeit, darüber nachzudenken, was man tun kann, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.
Kreislaufgesellschaft gefordert
Die Einsicht, dass Deponien begrenzt sind und das die Müllverbrennung an ihre Grenzen kommt, führe zu der Forderung, dass Produkte produziert werden, bei denen der, der sie herstellt, von Anfang an die Verantwortung hat, sie auch wieder zu entsorgen. Man müsse wegkommen von einer linearen Produktionskette, die zwar von einzelnen auf ihre Zielsetzungen hin optimiert sind, die aber am Ende in einer Abfallproduktion ausläuft. Wenn man zum Beispiel in einen Supermarkt schaue, komme es heute darauf an, menschliche Arbeitskraft durch Verpackung zu substituieren. Man brauche aber vielmehr eine Kreislaufgesellschaft, die bei der Entwicklung eines Produktes bereits dessen Wiederverwertung mitdenkt.
Alternativen haben, Freiräume schaffen
Bei der Entwicklung regenerativer Energien gehe es nicht nur darum, in den Industriestaaten fossile und atomare Brennstoffe zu ersetzen. Erneuerbare Energien seien eine Antwort darauf, die Entwicklung der Entwicklungsländer zu stärken und gleichzeitig aus den Fehlern und negativen Konsequenzen, die in den Industriestaaten gemacht worden sind, zu lernen. Gerade angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung gehe es bei dem Stichwort Nachhaltigkeit darum, Alternativen zu haben und Freiräume zu schaffen, so Töpfer abschließend.

Der Katholikenrat Fulda ist das repräsentative Vertretungsgremium der Katholiken im Bistum Fulda. Er setzt sich zusammen aus Vertretern der Pastoralverbünde, der katholischen Verbände, der Ordensgemeinschaften und einzelner hinzugewählter Persönlichkeiten.

„Wir sind Prof. Töpfer dankbar für seinen Besuch in Fulda. Wir haben ihn kennengelernt als werbenden Mensch, wenn es darum geht, das eigene Verhalten auf den Prüfstand zu stellen. Ob Energiewende, ethische Fragen oder nicht erneuerbare Ressourcen – Prof. Töpfer hat uns das Bewusstsein geöffnet für ein breites Spektrum, für das er sich lohnt, sich auch als Kirchenvertreter stark zu machen“, so der Katholikenratsvorsitzende Steffen Flicker in seiner Verabschiedung.

16.03.2018


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