Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Beate Lopatta-Lazar, ich leite seit November 2023 den Fachbereich Personal im Bistum Fulda. Die meisten von Ihnen werden mich wahrscheinlich nicht kennen, daher möchte ich ein paar Worte zu meiner Person sagen. Ich bin seit über 17 Jahren in unterschiedliche Branchen und Funktionen im Personalbereich tätig, also auch außerhalb der Katholischen Kirche u.a. als Leitung der Aus- Weiterbildung mit angebundenem Internat für ca. 100 Auszubildende.
Zusätzlich habe ich ein religionspädagogisches Fernstudium absolviert. Seit 1987 bin ich ehrenamtlich in einer katholischen Kirchengemeinde in Kassel aktiv. Auch in meiner Heimatgemeinde gab es vor Jahren sexuelle Gewalt durch einen Priester.
Der Abschlussbericht der Aufarbeitungskommission macht mich sehr traurig und betroffen – als Personalleiterin, als ehrenamtliche Mitarbeiterin, aber auch als Mutter. Es fällt schwer das in Worte zu fassen und zu begreifen. Die Fallzahlen sind bitter genug, was sie aber zum Ausdruck bringen, jeder einzelne Fall, ist einer zu viel.
Ich möchte meinen Respekt und meine Dankbarkeit an jene Betroffene richten, die in der Kommission mitgearbeitet haben bzw. sich im Gespräch mit der Kommission geäußert haben. Sie haben den Mut gehabt, zu reden, sich zu äußern und das erfahrene Leid zu benennen. Mein Respekt gilt allen anderen Betroffenen, die bisher noch nicht über Ihre Erlebnisse sprechen konnten. Was mich persönlich am meisten bewegt und berührt, ist die Tatsache, dass das Erlebte oftmals gravierende Auswirkungen auf ihr weiteres Leben hatte und bis heute hat.
Meine Dankbarkeit richtet sich auch an die Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Sie hat in vier Jahren sehr präzise untersucht, recherchiert, zusammengefügt und letztlich auf 319 Seiten dokumentiert, wo die Schwächen der Organisation Bistum Fulda, bis hin zum Versagen im Umgang mit sexualisierter Gewalt, liegen. Darüber hinaus zeigt der Abschlussbericht die Entwicklungsfelder für das Bistum auf.
Der Abschlussbericht macht mir aber auch Mut.
Mut, Dinge zu verändern.
Mut, Prozesse neu zu denken.
Mut, Offenheit und Transparenz, verbunden mit Respekt und Wertschätzung zu leben. Nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Dies erfordert auch, dass wir uns im Bistum Fulda stärker und intensiver mit den Themenfeldern Führung und Macht auseinandersetzen.
In dem Bericht wird sehr deutlich, dass im Bereich Personal/ Personalführung eine ganzheitliche Herangehensweise notwendig ist. Dies geht aus den Empfehlungen des Berichts hervor (ab S. 204ff), in denen das Lernen aus der Vergangenheit im Fokus steht. Die tragenden Säulen bilden dabei die Haltung, die Strukturen und die Praktiken, die das Handeln somit im ganzheitlichen Kontext betrachten.
Wesentliche Rollen nehmen dabei die sozialen Systeme innerhalb des Bistums ein. Hier gilt es für uns, die Haltung des Bistums eindeutig in die Organisation zu transportieren. Strukturen zu schaffen, die Transparenz, Offenheit und Respekt im täglichen Miteinander gewährleisten und Praktiken zu entwickeln, die jeglicher Form von Gewalt den Raum nehmen und diese verhindern. Ein entscheidender Erfolgsfaktor dabei ist eine glaubwürdige Kommunikation der Verantwortlichen innerhalb und außerhalb des Bistums.
Es wurden bereits konkrete Strukturen und Praktiken im Bistum Fulda entwickelt und umgesetzt – darauf möchte ich nun kurz eingehen. Nicht, weil wir denken, dass wir schon am Ende stehen. Sondern weil dies Dinge sind, auf denen wir jetzt aufsetzen können.
Eine wesentliche Maßnahme ist die Personalkommission, die aus unterschiedlichen Vertretern mehrerer Bereiche des Bistums zusammengesetzt ist. Diese tagt monatlich zu verschiedenen Personalthemen, wie Neueinstellungen oder Versetzungen und ist ein wichtiges, gemischtes Entscheidungsgremium aus unterschiedlich handelnden Personen, wie Laien, Priester, Frauen und Männern für personelle Besetzungen in der Organisation. Somit werden Personalentscheidungen transparent in einem breiten Kreis besprochen und getroffen.
Im Jahr 2024 haben wir damit begonnen den Personalbereich neu zu strukturieren und zukunftsfähig auszurichten. In diesem Bereich arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Professionen und gewährleisten somit eine ganzheitliche Betreuung des gesamten Personals im Bistum und den dazugehörenden Organisationen.
Den Ansatz von Diversität und fachlicher Kompetenz in Führungspositionen haben wir in den letzten Jahren bereits ebenso umgesetzt und werden dies auch zukünftig verfolgen. So sind z.B. im Bischöflichen Generalvikariat heute bereits fünf Frauen in leitender Funktion tätig.
Darüber hinaus sind auf Bistumsebene Leitungsstellen durch Frauen besetzt. Jeweils eine in den Katholischen Hochschulgemeinden in Marburg und Fulda und je eine in der Klinikseelsorge in Fulda und Kassel.
Ein besonderes Augenmerk werde ich auch in Zukunft auf den Bereich der Personalentwicklung legen. Dieser ist ein wesentlicher Bestandteil einer gut funktionierenden Organisation. Aus meiner Erfahrung habe ich gelernt, dass reine Angebote von Fort- und Weiterbildung nicht ausreichen. Vielmehr kommt es darauf an, mit einer lebenszyklusorientierten und systematischen Personalentwicklung Menschen in ihrem Berufsleben zu begleiten und den beruflichen Werdegang vom Einstieg bis zum Ausstieg in und aus einer Organisation (Unternehmen) zu betrachten.
Kern dieser Herangehensweise ist eine individuelle Ist-Betrachtung der Potenziale, unter Berücksichtigung möglicher Perspektiven und individuellen Entwicklungsfeldern. Das beinhaltet auch, dass ich an mir selbst arbeite, mich reflektiere und somit mein Handeln regelmäßig überprüfe. Dazu dienen u.a. die systematischen Jahresgespräche mit den Vorgesetzten, Supervision, Coaching, Qualifizierungsmaßnahmen und auch anlassbezogene Personalgespräche.
Im Bereich der Priester haben wir die Qualifizierungsmaßnahmen für leitende Pfarrer eingeführt, auf die Bischof Gerber bereits eingegangen ist.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz hat vor einigen Jahren ein Frauen-Förderprogramm ins Leben gerufen, um Frauen stärker in den Leitungspositionen der Bistümer und der Kirche zu verankern.
Der Abschlussbericht der Aufarbeitungskommission zeigt uns sehr deutlich, dass sich die Organisation Bistum Fulda nur positiv weiter verändern kann, wenn wir konsequent und transparent an den Themen weiterarbeiten. Das funktioniert nur im und als Team.
Ich bin daher dankbar, dass Bischof Dr. Gerber, Generalvikar Dr. Stanke und das gesamte Führungsteam gemeinsam mit weiteren Mitarbeitern an dieser Ausrichtung arbeiten. Dies gibt mir den Mut, weitere Veränderungsprozesse anzustoßen und voranzubringen.
Rund um die Veröffentlichung des Abschlussberichts hat das Bistum Fulda eine Hotline eingerichtet. Sie ist vom Dienstag, 17. Juni bis einschließlich Mittwoch, 2. Juli 2025 montags bis donnerstags von 8:00 bis 16:00 Uhr sowie freitags von 8:00 bis 12:00 Uhr erreichbar. An Wochenenden und Feiertagen ist die Hotline nicht besetzt. Die Nummer lautet: 0661 / 87-888.
Darüber hinaus stehen weitere Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung:
· E-Mail:hinsehen-handeln@bistum-fulda.de
· Weitere Informationen: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de
· Informationen zur Unabhängigen Kommission: www.nur-mit-mut.de
Im Bistum Fulda gibt es eine unabhängige Ansprechperson, die in keinem Dienstverhältnis zur Diözese steht. Zudem ist eine Interventionsbeauftragte benannt, die Hinweise entgegennimmt und Verfahren koordiniert. Präventionsbeauftragte entwickeln Schutzkonzepte und führen Schulungen durch.
Pressestelle Bistum Fulda
36001 Fulda / Postfach 11 53
Telefon: 0661 / 87-355 / Telefax: 87-568
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
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