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14. Talk am Dom im Café Ideal
Bistum Fulda

14. Talk am Dom im Fuldaer Café Ideal

Bischof Bätzing, Pathologin Professor Köhler, Kirchenfunkmoderator Heinze, Wunscherfüllerin Weyand und Weltenbummler Schacht zu Gast bei Klaus Depta

Fulda. Fünf Personen und fünf fesselnde Geschichten – bei der 14. Auflage von „Talk am Dom“ konnte Moderator Dr. Klaus Depta im bis auf den letzten Platz besetzten „Café Ideal“ interessante Gäste willkommen heißen. Auf dem Podium hatten Platz genommen der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, die Fuldaer Pathologin Professor Dr. Gabriele Köhler, der sächsische Kirchenfunk-Moderator Daniel Heinze, der auch musikalisch unterhielt, der Buchautor und Weltenbummler Christopher Schacht und die Wunscherfüllerin Mareike Weyand.


Bereits lange vor dem Beginn der Aufzeichnung des 14. „Talks am Dom“ war das „Café Ideal“ voll besetzt. Schilder mussten weitere Interessenten darüber informieren, dass niemand mehr hineinkonnte. Über das große Interesse freute sich nicht nur Moderator Depta, sondern auch seine Talk-Gäste, die wieder interessante Geschichten aus ihrem Leben und ihren Tätigkeiten erzählten.



Heinze: Wir mussten Demokratie erst lernen


Den Anfang machte der Kirchenfunk-Moderator und Musiker Daniel Heinze. Die erste Frage Deptas an den Sachsen zielte auf die rechtsradikalen Umtriebe im Freistaat ab. Heinze sagte, dass man „als Sachse immer darauf angesprochen wird, das ist schlecht für das Image“. Aber dagegen versuche man konsequent anzukämpfen. „Die sächsische Gesellschaft ist bunt, Sachsen ist weltoffen“, betonte er. Nach der friedlichen Revolution von 1989 hatte der Katholik Heinze einen Jugendclub aufgemacht. „In Sachsen gibt es etwa drei bis vier Prozent Katholiken, da bin ich als Katholik schon sowas wie der schräge Vogel“, erzählte er augenzwinkernd. Dennoch: Die Kirche führe in Sachsen die gleichen politischen Diskussionen, wie diese in der Gesellschaft geführt würden. Heinze: „wir stellen genauso Fragen danach, warum der politische Extremismus in Sachsen kulminiert.“ Die ehemaligen Bürger der DDR hätten nach der Wiedervereinigung Deutschlands „Demokratie erst lernen“ müssen, so Heinze. „Wir mussten erst lernen, wie man eine Gesellschaft mitgestaltet, wie man sich dabei einbringt und mitdiskutiert“, sagte er. Der Grund: „In der DDR hat der Staat ja alles gemacht. Man musste sich um nichts selbst kümmern“, erklärte er, um zugleich darauf hinzuweisen: „Ich bin aber kein Osterklärer!“


Als eine herausfordernde Aufgabe für die Kirche bezeichnete er es, den glauben an die Menschen zu bringen. Darin sieht er auch seine Aufgabe als Kirchenfunk-Moderator, wobei er dazu auch sehr originelle Wege und Formate in seinen Sendungen nutzt. Seine Absicht: „Den Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit ein Dialogangebot machen und dabei die Inhalte und Botschaft von Kirche vorstellen“, so Heinze. Dabei betonte er, dass Kirche im Alltag stattfinde und immer mitschwinge, egal, was die Menschen machen würden. „diese Selbstverständlichkeit ist ein Wert, den man nicht aufgeben oder verlieren darf“, so der Moderator und Musiker.



Köhler: Respekt vor dem Leben haben


Tod und Leben – für niemanden wird dieser untrennbare Zusammenhang mehr zur täglichen Begegnung als für eine Pathologin wie Professorin Dr. Gabriele Köhler. Die Fuldaer Medizinerin und Hochschullehrerin machte gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich: „Die Pathologie wird oft mit der Rechtsmedizin verwechselt.“ Den Unterschied erklärt Köhler auch sogleich: Während der Rechtsmediziner vor allem in der Leichenschau und Obduktion von Toten tätig ist, ist das Aufgabengebiet der Pathologen vor allem die Diagnostik. Als Beispiel nannte sie, wenn während einer Operation einen Schnellschnitt oder bei diagnostischen Gewebeentnahmen zu untersuchen ist, wie diese beschaffen sind und ob sie gut- oder bösartig sind. Köhler betonte, dass die Arbeit des Pathologen „verantwortungsvolle Arbeit am und für den Patienten ist“. Immerhin würden Diagnosen erheblichen Einfluss auf das Leben der Patienten nehmen. „Daher ist die Verantwortung in unserem Beruf sehr groß“, sagte die Medizinerin. Dies werde auch durch die Ausbildungsdauer dokumentiert: Jeweils sechs Jahre Medizinstudium und Facharztausbildung sind eine lange Zeit, aber auch notwendig, wie sie betont. Als wichtigste Voraussetzung – neben Wissen und Können – für den Beruf des Pathologen nannte Professorin Köhler den „Respekt vor dem Leben“, denn nur der befähige auch dazu, die Verantwortung tragen zu können. 


Köhler konnte ihr Wissen und Kenntnisse in ihrem Fachgebiet auch als Beraterin am Filmset von „Tatort: Münster“ entfalten. Ein spontaner Zwischenruf (So geht das aber nicht!“) am Filmset brachte ihr nach Aufforderung des Regisseurs die Aufgabe ein, den Serien-Pathologen zu coachen. Für die Medizinerin eine spannende Zeit, die sie in mehrfacher Hinsicht beeindruckte. „Zum einen war die Hierarchie am Set. Auch die gute, fachliche Informiertheit der Schauspieler über das, was sie in ihren Rollen zu tun hatten, hinterließ bei ihr einen nachhaltigen Eindruck. Professorin Köhler wünschte sich eine intensivere Auseinandersetzung der Gesellschaft mit den Thema Leben und Tod. Schon in ihrer Ausbildung habe sie den Satz verinnerlicht, dass die Toten die Lebenden lehren. Gerade in ihrem Beruf als Pathologin werde dies besonders deutlich, vor allem wenn es darum geht, durch die Untersuchungen Weg zu finden, Leben zu bewahren. Gefragt nach psychischer Hygiene im Beruf des Pathologen sagte, Köhler, dass ein persönlicher Abstand durchaus wichtig sei. Der Beruf des Pathologen lehre Demut und Respekt. Dazu gehöre auch Mitgefühl mit den Menschen zu haben, jedoch nicht mitzuleiden.



Bätzing: Kostbare Amt des Priesters für Verbrechen missbraucht


Also, die berühmte Badewanne, die gibt es nicht. Das machte Bischof Dr. Georg Bätzing gleich zu Beginn des Gesprächs mit Depta klar. Der Limburger Oberhirte, seit zwei Jahren als Nachfolger von Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt, gestand ein, dass die ersten beiden Bischofsjahre nicht immer leicht gewesen seien. Immerhin sei es ja zuvor nicht gut gelaufen zwischen Bischof und Gläubigen, so Bätzing. Er habe gemerkt, dass die Diözesanen mit ihrem Bischof sein wollen, und er wolle als Bischof zeigen, dass er auch mit ihnen sein wolle. Das umstrittene Bischofshaus auf dem Limburger Domberg war ebenfalls Thema. Bätzing sagte: „Es steht Bischofshaus dran, also muss auch ein Bischof drin sein.“ Allerdings arbeite er darin nur, seine Wohnung ist woanders. Die Nutzung des Hauses, wie sie jetzt sei, habe zudem die Atmosphäre deutlich verändert.


Doch als neuer Bischof erfahre er nicht nur Zustimmung. Häufig sei die zum Teil massive Kritik und Gegnerschaft auch Ausfluss von Missverständnissen oder auch Nicht-verstehen-Wollens, wie der Oberhirte deutlich machte. So würden militante Abtreibungsgegner Bätzing als „Komplizen der Abtreibungsindustrie“ verunglimpfen, weil er sich für die würdige Bestattung von abgetriebenen Föten einsetze. „Wer sich dafür einsetzt, der macht sich mit Abtreibern nicht gemein“, bekräftigte Bätzing. Beim Thema „Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker“ merkte man dem Oberhirten persönliche Betroffenheit an. „Man bleibt als Bischof davon nie unberührt, weil das kostbare Amt des Priesters für Verbrechen an Kindern und Jugendlichen missbraucht worden ist und so junge Seelen verletzt wurden“, so Bätzing. Die Begegnung mit den Opfern ist ihm dabei wichtig, denn „was uns diese Menschen sagen, erschüttert bis ins Mark“. Er sprach von den „schrecklichen Folgen für die Opfer“. Bischof Bätzing: „Die Tätergeschichten beschämen.“



Weyand: Letzten Wunsch erfüllen ist erfüllend


Seit 2014 gibt es den „Wünschewagen“, seit 2017 auch in Hessen. Über dieses ehrenamtliche Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), das Sterbenskranke ihren letzten Wunsch erfüllt, sprach Depta mit Mareike Weyand. Sie ist ehrenamtliche „Wunscherfüllerin“. Entstanden ist die Idee in den Niederlanden und ist inzwischen auch in fast allen bundesdeutschen Bundesländern präsent. „Unterwegs sind wir in einem ehemaligen Krankenwagen, der aber nicht wie ein solcher aussieht“, so Weyand. Er ist aber so ausgestattet, dass schwerstkranke Menschen transportiert werden können und wenn nötig auch Hilfe erhalten können. Mit ihren Touren wollen die Wunscherfüller ihre Fahrgäste noch einmal einen schönen Tag erleben lassen. „Die Fahrgäste sind dafür sehr dankbar“, beschreibt Weyand ihre Erfahrung. Aber: „Auch es sind auch Erlebnisse für die Wunscherfüller.“ Es sei erfüllend, andere Menschen einen letzten schönen Tag im Leben zu machen. Denn man sei sich auch immer bewusst: Man hat es hier mit Menschen zu tun, die an der Schwelle des Todes stehen. Doch am Tag der Wunschfahrt stehe nicht der Tod, sondern das Leben und die Wunscherfüllung im Mittelpunkt. Diese bündle häufig die letzte Kraft der Fahrgäste. Häufig laute der Wunsch, nochmal dort sein zu können, wo man immer gerne gewesen oder wo man hergekommen ist. Doch so unterschiedlich die letzten Wünsche sind, so unterschiedlich sind auch die Fahrgäste. „Manche binden die Wunscherfüller richtig in ihr leben und ihre Familien ein, andre wieder sind eher reserviert und still“, so die Erfahrung von Weyand.


Um Wunscherfüller werden zu können, ist eine Ehrenamtsschulung Voraussetzung. Nicht nur Betroffenen, sondern auch Familienangehörige, Betreuer oder Mitarbeiter von Hospizen oder Pflegediensten können über die Internetseite des ASB den Wünschewagen anfordern. Der brauche dann nur wenige Tage Vorlauf, jedoch könne nur Fahrgast sein, wer dann noch transportfähig sei. Für den Fahrgast und eine Begleitperson ist die Fahrt kostenlos. Finanziert wird der Wünschewagen über Spenden.



Schacht: Kriegsgebiete sind kein Disneyland


Die einen reisen in 80 Tagen und finanziell gut ausgestattet um die Welt. Christopher Schacht brach mit 19 Jahren mit nur 50 Euro in der Tasche zu einer vierjährigen Weltreise auf. „Neugier und Freiheitsgefühl“, so fasste er kurz gegenüber Depta zusammen, das war es, was ihn zu diesem Abenteuer bewog. Dabei fiel die Entscheidung Knall auf Fall. Es wurde die Reise seines Lebens, bei der er viele Jobs („über 30“) hatte und noch mehr Menschen auf der ganzen Welt kennen lernte. Darüber hatte er ein Buch verfasst („Mit 50 Euro um die Welt: Wie ich mit wenig in der Tasche loszog und als reicher Mensch zurückkam“, adeo, 20 Euro). Auf seiner Reise hatte er schöne, aber auch weniger schöne Erlebnisse. „Ich habe gesehen, wie Drogen Menschen zerstören“, war seine Erfahrung in Lateinamerika, wo er bei Mitgliedern eines Drogenkartells lebte. Dass Kriegsgebiete in Afghanistan und Pakistan „kein Disneyland“ sind, wurde ihm angesichts der erlebten Gefahren und Gewalt ebenso schnell deutlich. Allerdings war die vierjährige Reise für den jungen Mann nicht nur eine Erlebnistour, sondern auch ein Weg zum Glauben und zu Gott. „Der Glaube hat mir geholfen, schwere Situationen zu bestehen“, erzählte er im Café Ideal.


Nie habe er um mehr gebeten als um etwas Wasser oder um eine Mitfahrgelegenheit, erzählte Schacht. Vorwürfe, er habe dabei anderen Menschen auf der Tasche gelegen, widersprach er: „Ich habe gearbeitet, und ich hatte immer mein eigenes Budget gehabt.“ Bei den über 30 Jobs sei es auch oft vorgekommen, dass er massiv ausgebeutet worden sei, aber das war für ihn auch wiederum erträglich. „Ich wollte auf diese Weise, dass ich gearbeitet habe, auch etwas von dem Segen weitergeben, den ich empfangen habe“, so Schacht. Dabei habe er auch verschiedene Wertevorstellung kennen und verstehen gelernt, vor allem, dass das Materielle eben nicht das wichtigste im Leben ist. Gelernt habe er auch, dass es viele Möglichkeiten gebe, mit Gott in Kontakt zu kommen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gott einen hört in den verschiedensten Situationen, und so habe ich immer wieder versucht, mit Gott im Gebet in Dialog zu treten.“ Und so habe er schließlich durch diese Reise, bei der er auch seine heutige Ehefrau kennen gelernt habe, mehr über den Glauben gelernt, „mehr als ich davor gewusst habe“, sagte Schacht.

Günter Wolf

Fotos: Dr. Arnulf Müller

17.10.2018


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